AUTISMUS

Menschen mit Autismus können von frühester Kindheit an erheblich in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sein.
Es gibt verschiedene Erscheinungsbilder des Autismus:

Frühkindlicher Autismus,  Asperger Autismus und atypischer Autismus - seit ca. 2014 gilt der allgemeine Begriff: Autismus-Spektrum-Störung 

Bei allen Auffälligkeiten, möchte ich zuerst auf die Stärken hinweisen: Zu den Stärken der Kinder zählen Aufrichtigkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit, gutes Gedächtnis, was ein evtl. Spezialinteresse betrifft.

 

Was deutet auf Autimus hin ?


frühkindlicher Autismus:

erste Auffälligkeiten ab dem 10.-12. Lebensmonat, Blickkontakt sehr selten, flüchtig, in fast der Hälfte der Fälle fehlt die Sprachentwicklung; ansonsten verzögerte Sprachentwicklung, oft Echolalie (ein Nachsprechen des gehörten Wortes/Satzes), Vertauschen der Pronomina, teilweise geistige Behinderung, teilweise normale Intelligenz, motorisch liegen keine Auffälligkeiten vor, die auf Autismus zurückzuführen sind. Stereotypische Bewegungen und ein auffälliges Spielverhalten (Vorlieben für Drehbewegungen) sind auch auffällig.

Blumen drehen



Asperger Autismus:

erste Auffälligkeiten treten ab dem 3. Lebensjahr auf (circa !), auch hier ist der Blickkontakt eher flüchtig, frühe Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hoch stehenden Sprache, Metaphern werden nicht verstanden bzw. richtig gedeutet, die Intelligenz ist normal bis hoch, teilweise aber auch Hochbegabung, häufig treten motorische Störungen auf, wie Ungeschicklichkeit oder Koordinationsstörungen.


Atypischer Autismus:

Atypischer Autismus unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus dadurch, dass Kinder entweder nach dem dritten Lebensjahr auffällig werden oder nicht alle Symptome aufweisen (atypisches Erkrankungsalter oder atypische Symptomatik). Der atypische Autismus tritt in der Regel mit schwerer geistiger Behinderung auf.

 


Wie kann ich Autismus erkennen:

Bei allen Betroffenen zeigen sich ähnliche Schwierigkeiten:
Zwischenmenschliche Beziehungen:

Geringes oder fehlendes Einfühlungsvermögen Ungewöhliches Spielverhalten Eingeschränkte Gruppenfähigkeit Unangemessener Kontakt zu Gleichaltrigen Schwierigkeiten, Bedürfnisse anderer zu erkennen,
zu berücksichtigen und darauf einzugehen

Sprachliche und nichtsprachliche Kommunikation:

Wenig oder fehlender Blickkontakt Beeinträchtigte Sprachentwicklung Selbstbezogene, wenig kommunikative Sprache Monotone Sprachmelodie Stereotype Wortwiederholungen ohne Beachtung des Sinnbezuges Wenig begleitende Mimik und Gestik

Entwicklung eigener Handlungs- und Interessensspielräume:

Besondere Interessen und Themen, die Gespräche und Handlungen bestimmen Stereotype Körperbewegungen Ungewöhnlich häufiges Wiederholen der selben Beschäftigungen Unbehagen und Widerstand gegenüber Veränderungen der alltäglichen Umgebung Bestehen auf gleichförmiger Wiederholungen gewohnter Aktivitäten



Beim frühkindlichen Autismus ist die kindliche Entwicklung tiefgreifend beeinflusst. Insbesondere das Verhalten im Kontakt mit anderen Menschen und die Fähigkeit zur Kommunkation sind beeinträchtigt. Zudem zeigen die Kinder ungewöhnliche, meist sehr eingeschränkte, sich ständig wiederholende Verhaltensmuster und Aktivitäten. Ihre Interessen sind zumeist auf bestimmte Gegenstände und nicht auf Menschen gerichtet.

Das Wort "Autismus", das aus dem Griechischen (autos = für sich selbst) stammt, beschreibt die Hauptsymtomatik: die Isolation bzw. die Selbstbezogenheit auf die eigene Person. Autistische Kinder wirken oft, als ob sie nicht in dieser Welt und im Austausch mit anderen lebten, sondern im eigenen Ich gefangen seien. Man geht jedoch davon aus, dass diese Kinder Kontakt zu ihrer Umwelt aufnehmen, allerdings auf eine andere, ihnen eigene Art und Weise.

Die Kinder nehmen von sich aus keinen Kontakt zu Gleichaltrigen auf oder teilen gemeinsamt Interessen und Aktivitäten. Sie äußern ihre Gefühle kaum und zeigen anderen gegenüber wenig Zuneigung und Zärtlichkeit. Sie suchen auch selten Menschen auf, um selbst Trost zu erhalten. Körperkontakt lehnen die Kinder meist ab. Stattdessen bevorzugen sie Erfahrungen durch Riechen, Tasten oder Mundkontakt.

Autistischen Kindern fehlen die Möglichkeiten, Signale anderer, z.B. den Ausdruck von Freude oder Trauer, richtig einzuschätzen und darauf zu reagieren. Ebenso sind sie von sich aus selten in der Lage Blickkontakt aufzunehmen und Mimik, Gestik und Körperhaltung gezielt einzusetzen. Diese Form der Abkapselung von anderen Menschen ist häufig schon im ersten Lebensjahr erkennbar. Das Kind beantwortet dem Blick der Mutter nicht mit einem Lächeln, es streckt ihr nicht die Ärmchen entgegen, wenn sie es aufnehmen will. Ganz im Gegenteil nehmen autistische Kinder häufig keine Notiz von den Eltern. In sozialen Beziehungen zeigt sich also insgesamt eine starke Konzentration auf die eigene Person - ein Verhalten, das für die Eltern sehr belastend ist, da es ihnen kaum gelingt, Kontakt zu ihrem Kind aufzubauen.

Weitere Schwierigkeiten treten bei der Kommunikation auf. Die Hälfte der Kinder spricht gar nicht und versucht auch nicht, diese Beeinträchtigung durch andere kommunikationsformen (z.B. Festik oder Mimik) auszugleichen. Bei den Kindern, die sprechen lernen, setzt die Entwicklung in der Regel verspätet ein und ist durch häufiges Wiederholen einzelner Wörter ohne konkreten Zusammenhang und durch Worte, die neu erfunden werden, gekennzeichnet. Autistische Kinder verfügen nur eingeschränkt über die Fähigkeit, ein Gespräch zu beginnen und weiterzuführen. Lautäußerungen dienen hier eher nicht dem gegenseitigen Austausch, sondern wirken häufig wie ein Spiel, mit dem das Kind sich selbst beschäftigt. Große Schwierigkeiten haben die Kinder mit dem Gebrauch des Wortes "ICH". Dieses wird entweder sehr spät oder gar nicht verwendet. Stattdessen sagen einige "Du", wenn "Ich" gemeint ist.

Wenn autistische Kinder spielen, fehlt sehr häufig das für Kinder sonst typische Imitieren anderer Personen und pantomimische Darstellungen. Sie verbringen keine Zeit mit so genannten "So-tun-als-ob-Spielen". Dennoch haben die Kinder ein sehr ausgeprägtes Spielverhalten. Jedes Kind entwickelt eigene, individuelle Interessen und ein enges Verhältnis zu bestimmten Gegenständen, die nicht ausgetauscht werden dürfen. So können z.B. Waschmaschinen, Murmeln oder Klötze eine große Anziehungskraft ausüben - das Interesse für diese Gegenstände ist meist sehr intensiv und bezieht sich auch häufig nur auf bestimmte, oft mechanische Teile eines Objekts (z. B. ein Rad an einem Spielzeug). Viele Kinder bevorzugen drehende Bewegungen, z.B. wird ein Auto 2 cm vor und 2 cm wieder zurück gefahren, wobei jedwedes typische Geräusch (brumm,brumm) fehlt.


Autistische Kinder sind in ihrem Spielverhalten sehr starr. Bestimmte Handlungen werden immer wiederholt, dabei handelt es sich häufig um Körperbewegungen, wie z.B. Biegen der Finger in einer bestimmten Abfolge. Bei fortgeschrittener Entwicklung können dies auch geistige Aktivitäten sein. Dabei zeigen sie oft spezielle Begabungen; so können manche Betroffene selbst komlizierte Fahrpläne wiedergeben oder besitzen besondere Rechenfähigkeiten. Insgesamt zeigen autistische Kinder also nur eingeschränkte Interessen, die sie aber besonders beharrlich verfolgen.

Auch alltägliche Aufgaben führen sie oft auf sehr stereotype Art durch. Wichtig für die Kinder ist, dass sie in ihren Abläufen nicht gestört werden. Sie zeigen heftigen Widerstand gegenüber Veränderungen von Alltagsroutinen oder gewohnten Umgebungsbedingungen wie etwa dem Umstellen von Möbeln in der Wohnung. Auch bestehen sie meist darauf, dass wiederkehrende Aktivitäten immer genau gleich ausgeführt werden (z.B. dass bein Einkaufen immer derselbe Weg eingehalten wird). Änderungen können zu einer Art Verzweifelung führen, die auch selbstschädigendes Verhalten oder sich immer wiederholende Körperbewegungen wie Klopfen, Schlagen und Hüpfen auslösen kann.

Neben den genannten Auffälligkeiten zeigen autistische Kinder oft weitere Störungen. Dazu gehören unter anderem epileptische Anfälle sowie Angst- Schlaf- und Essstörungen. So kauen sie bespielsweise nur unzureichend beim Essen oder zeigen eigentümliche Vorlieben für bestimmte Speisen. Sie essen z.B. über einen längeren Zeitraumm nur Joghurt. Manchmal verschlingen sie auch nicht essbare Dinge wie Zigaretten oder Papier. Weiterhin kommt es häufig zu Wutausbrüchen und Aggressionen, insbesondere Selbstverletzungen. Dies erweckt mitunter den Eindruck, dass Autisten weniger empfindlich gegenüber Hitze, Kälte und Schmerz sind.

Was sind die Ursachen für frühkindlichen Autismus ???

Trotz immer noch vieler offener Fragen ist eines heutzutage sicher: Die Ursache einer autistischen Symtomatik ist eine Störung der Hirnentwicklung. Man spricht von einer so genannten "neuroanatomisch-neurochemischen Störung". Bislang konnte zwar noch keine eindeutige neurologische Grunderkrankung identifiziert werden, es häufen sich jedoch Einzelschicksale, die für eine angeborene oder erworbene Störung der hirnorganischen Entwicklung kurz vor oder nach der Geburt sprechen.

Auch eine erbliche, genetische Veranlagung  von Autismus wird seit langem diskutiert. So liegt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass der eineiige Zwilling eines autistischen Kindes ebenfalls unter Autismus leidet bei etwa 95 Prozent. Welche Rolle dieser vermutete Anlagefaktor bei der Entstehung von Autismus spielt, ist jedoch noch nicht genau bekannt.

Dass bestimmt Verhaltenweisen autistischer Menschen von der Umwelt verstärkt, geändert oder abgeschwächt werden können, wird jedoch nicht ausgeschlossen. So können natürlich, wie bei anderen Kindern auch, bestimmte positive oder negative Lebensereignisse oder der Erziehungsstil der Eltern, kompensierenden oder schädigenden Einfluss auf die allgemeine Entwicklung und die Verhaltensprobleme haben. So zeigen beispielsweise Kinder, die von ihren Eltern extrem vernachlässigt wurden, manchmal autistische Züge wie emotionale Gleichgültigkeit und fehlende Initiative. Diese Einschränkungen gleichen sich jedoch nach intensiver Begleitung und Zuwendung meist recht schnell aus.

Biologische Faktoren scheinen bei der Entstehung von Autismus eine zentrale Rolle zu spielen. So ist z.B. die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind an Autismus erkrankt um das zehnfache erhöht, wenn die Mutter während der Schwangerschaft an Röteln litt. Auch findet man bei autistischen Kindern häufiger eine Geburtskomplikation wie z.B. Sauerstoffmangel bei der Geburt. Mit Hilfe spezieller Verfahren, die es ermöglichen das Gehirn abzubilden, wurde festgestellt, dass bei Autisten bestimmte Hirnregionen unterentwickelt oder zu wenig durchblutet sind. Die betroffenen Hirnregionen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Sozialverhaltens und der Sprache: Aufgrund der neurologischen Störung sollen die Kinder zum einen nicht in der Lage sein, nachvollziehen zu können, was eine andere Person denkt, glaubt oder fühlt. Zum anderen sollen sie die vielen Informationen, die man in einer sozialen Situation aufnimmt, nicht angemessen verarbeiten können. Es kommt zu einer Art Reizüberflutung. Dies führt diesem Ansatz zur Folge zur tiegreifenden Beeinträchtigung der Entwicklung und schließlich zur autistischen Symptomatik.

Wie wird frühkindlicher Autismus diagnostiziert ?

Die frühe Erkennung einer autistischen Störung ist von entscheidender Bedeutung, um möglichst schnell mit einer Frühförderung zu beginnen und dem Kind damit eine bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen.

Tatsache ist jedoch, dass die Diagnose "Autismus" häufig erst zwei bis zweieinhalb Jahre nachdem die Eltern erste Auffälligkeiten bemerkt haben, gestell wird. Dies liegt vermutlich daran, dass viele Ärzte auch heutzutage nur selten schon frühzeitig der Störung mit entsprechenden Methoden auf den Grund gehen. Bei rund 80 Prozent der Kinder, bei denen ein Autismus im Vorschulalter diagnostiziert wurde, gaben die Eltern im nachhinein an, dass schon während des Säuglingsalters Auffälligkeiten im sozialverhalten vorgelegen hatten. Sinnvoll ist daher, dass die Eltern mit ihren Kindern frühzeitig einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie aufsuchen.

Wichtig ist es, dass Verhalten des Kindes genau zu beobachten und evtl. Aufzeichnungen zu machen.

Wie häufig ist frühkindlicher Autismus ?

Frühkindlicher Autismus ist äußerst selten. Etwa 100 bis 150 Kinder erkranken pro Jahr. Das sind drei bis fünf autistische Kinder pro 10.000 Neugeborene.

Autismus tritt bei Jungen drei - bis viermal häufiger auf als bei Mädchen. Allerdings vermutet man, dass Mädchen mit autistischer Störung ein erhöhtes Risiko für eine geistige Behinderung haben.

Wie wird frühkindlicher Autismus behandelt ?

Das Ziel der Therapie ist nicht die Heilung. Es handelt sich um eine Störung, deren Schwere und Ausprägung zwar abgeschwächt weden kann, die jedoch im Allgemeinen bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt. Es geht daher in allen zur Verfügung stehenden Verfahren darum, unangemessene Verhaltensweisen zu vermindern sowie soziale und kommunikative Fähigkeiten aufzubauen. Das bedeutet: das ziel der Behandlung ist es, besser mit der Symptomatik umgehen zu können. Zudem werden weitere Fertigkeiten, wie z.B. Lesen und Schreiben gefördert.

Zur Zeit liegen insbesondere aus der Verhaltenstherapie gute therapeutische Konzepte vor. Dabei geht es, grob gesagt, immer um die Belohnung und damit die Verstärkung von erwünschten Verhaltensweisen. So erhält das Kind z. B. eine Belohnung, wenn es zu anderen Menschen spontan Kontakt aufnimmt. Bei der Auswahl der Belohnung ist es wichtig, die speziellen Bedürfnisse eines autistischen Kindes zu berücksichtigen. So ist z. B. alleiniges Loben für autistische Kinder aufgrund ihrer geringen sozialen Ansprechbarkeit ungeeignet, das Spiel mit mechanischen Gegenständen stellt aber für viele Betroffene eine Belohnung dar.


Die Therapie stützt sich nicht allein auf die Diagnose "Autismus”, sondern konzentriert sich nach einer eingehenden Diagnostik auf die individuellen Verhaltensproblemen des Kindes, seine Defizite und Kompetenzen. Je nach Alter der Kinder stehen verschiedene Themen im Vordergrund. In den ersten drei Lebensjahren sollen beispielsweise die Fähigkeiten zum gegenseitigen Austausch zwischen Eltern und Kind gefördert werden, im Vorschulalter zusätzlich die Beziehungen zu Gleichaltrigen. Dies ist ein besonders wichtiger Therapieschritt, denn wenn die Betroffenen Kontakt zu Gleichaltrigen aufbauen, kann dies auch hilfreich für das Erlernen weiterer Fähigkeiten sein. In den folgenden Jahren kommen schulische Fertigkeiten und die Selbständigkeit hinzu.


Weiterhin ist ein grundlegendes Ziel neuerer Therapiekonzepte, die Eltern autistischer Kinder - stärker als dies früher praktiziert wurde - in die Behandlung mit einzubeziehen. Dazu gehört zum einen die ausführliche Aufklärung über die Erkrankung - insbesondere auch, um den Eltern das Gefühl zu nehmen, sie seien schuld an der Erkrankung ihres Kindes. Andererseits werden die Eltern darin geschult, ihre Kinder quasi als Co-Therapeuten im häuslichen Umfeld zu fördern. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da das größte Problem der Therapie ist, die ersten Fortschritte und Erfolge auf die häusliche natürliche Umwelt des Kindes zu übertragen.


Daher ist es wichtig, dass die Kinder, die z. B. gelernt haben, Blickkontakt zum Therapeuten aufzunehmen, dies auch auf andere Beziehungen übertragen. Eltern und weitere Bezugspersonen sprechen sich daher in ihrem Vorgehen genau mit dem Therapeuten ab. Allein schon dadurch, dass die Eltern durch das Verhaltenstraining für das Kind zur Quelle von Belohnungen werden, verbessert sich häufig ihre Beziehung. Für die Eltern, die sich der Erkrankung des Kindes gegenüber oft sehr hilflos fühlen, ist es zudem oft hilfreich in die Therapie eingebunden zu werden, da sie dort aktiv sein können.


Bei körperbezogenen Therapieansätzen werden vorrangig körperliche Formen der Kontaktaufnahme angesprochen, um eine intensive Beziehungsaufnahme zu ermöglichen. Hervorgehoben werden insbesondere die Bedeutung von emotionalen Erfahrungen wie Wärme, Verständnis und Geborgenheit.


Der "Halteansatz” versucht, durch das Festhalten des Kindes dessen Widerstand gegen Nähe und Körperkontakt zu durchbrechen. Diese Methode kann jedoch im Gegenteil zu einer Zunahme an Gegenwehr gegenüber anderen Personen und aggressiven Gefühlen führen.


So genannte audiosensorische Ansätze gehen davon aus, dass Autismus dadurch verursacht wird, dass akustische Reize, also Dinge, die man hören kann, nicht angemessen verarbeitet werden. Ein Hörtraining soll laut diesem Therapiekonzept positive Veränderungen bringen. Dieses Verfahren allein erscheint aber nicht ausreichend, um die Kinder umfassend zu fördern.


Die Ergotherapie bietet verschiedene vielseitige Beschäftigungsmöglichkeiten an. Es wird z. B. gemalt, getanzt oder musiziert. Dieses Verfahren bietet vor allem bei geringem Ausprägungsgrad der Störung gute Fördermöglichkeiten.


Auch die anthroposophische Heilpädagogik bietet mit eher künstlerisch orientierten Therapien Möglichkeiten, z. B. durch Werken, Modellieren, Malen, Tanz und Musik, die sozialen Fertigkeiten des Kindes zu fördern. Zudem gibt es anthroposophisch orientierte Heimsonderschulen und sozialtherapeutische Lebensgemeinschaften, die autistischen Kindern strukturierte Lebensräume bieten. Eltern scheuen häufig vor einer Unterbringung ihres Kindes in einem Heim zurück, da sie ihr Kind nicht "abschieben“ wollen. In manchen Fällen kann das Kind aber nur durch geschultes Personal eine optimale Förderung erhalten, da das Leben mit einem autistischen Kind und seine Therapie eine zeitliche und emotionale Überforderung der Eltern darstellen kann.


Bei der "gestützten Kommunikation handelt es sich um eine mittlerweile bekannte Methode, die jedoch nicht als Therapie bezeichnet werden kann. Man versteht darunter eine Hilfestellung, die es Menschen mit Kommunikationsstörungen ermöglicht, sich ohne Sprache (nonverbal) mitzuteilen. Ein Helfer hält den Arm des autistischen Kindes, während dieses eine Buchstabentastatur oder eine Buchstabentafel benutzt, um etwas mitzuteilen. Neuerdings verwendet man neben Buchstaben auch Fotos, Bilder und Symbole als Mitteilungsobjekte. Obwohl einzelne Erfahrungsberichte den Erfolg dieser Methode beschreiben, fehlen bislang wissenschaftliche Untersuchungen, die die Wirksamkeit des Verfahrens belegen.





Kann man Autismus mit Medikamenten behandeln?


Bislang gibt es keine Medikamente, die die Hauptsymptome des Autismus behandeln oder lindern können. Medikamente werden eher dazu eingesetzt, um die oft vorhandenen Begleitsymptome zu vermindern. Dies ist in erster Linie bei Wutausbrüchen und Aggressionen, teilweise bei Schlaf- und Essstörungen, seltener bei depressiven Entwicklungen oder Angststörungen der Fall. Dennoch sollte vorher abgeklärt werden, ob es keine alternative therapeutische Möglichkeit gibt, um diese Symptome zu behandeln.


Bei kurzzeitigen Krisen, bei denen es zu einer erhöhten Anspannung und zu Aggressionen kommt, werden häufig bestimmte Beruhigungsmittel, so genannte Benzodiazepine, verordnet. Da diese Medikamente bei langfristiger Einnahme zu Abhängigkeit führen können, sollte ihr Einsatz aber sorgfältig abgewogen werden. Medikamente aus der Gruppe der so genannten Antikonvulsiva sind wirksam bei Stimmungsschwankungen und aggressivem Verhalten, auch werden sie insbesondere bei der Untergruppe von autistischen Kindern eingesetzt, die unter epileptischen Krampfanfällen leiden. Bei depressiven Störungen stehen Antidepressiva zur Verfügung. Teilweise werden auch Neuroleptika verordnet, insbesondere bei Menschen mit zusätzlicher geistiger Behinderung.


Die Medikamente haben jedoch zum Teil erheblich belastende Nebenwirkungen (z. B. Schwindel, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen). Deshalb sollte nach ausführlicher Beratung mit dem behandelnden Arzt sorgfältig abgewogen werden, ob eine medikamentöse Therapie überhaupt notwendig ist.




Wie sind der Verlauf und die Prognose?


Die Symptomatik beginnt meist vor dem dritten Lebensjahr, auch wenn nicht immer zu diesem Zeitpunkt schon die Diagnose gestellt wird. Autismus ist jedoch ein Störungsbild, das nicht ausschließlich auf das Kindesalter beschränkt ist, da die gesamte psychische Entwicklung beeinflusst wird. Es handelt sich hier nicht um eine Entwicklungsverzögerung, sondern um einen grundlegend veränderten Entwicklungsverlauf. Obwohl deutliche Verbesserungen der Symptomatik möglich sind, bleiben bestimmte Schwierigkeiten in der Regel bis ins Erwachsenenalter bestehen.


Im Verlauf kommt es immer wieder zu Veränderungen der Symptomatik. Es gibt Hochs und Tiefs, Rückschläge und Fortschritte. Einige Merkmale treten erst später in Erscheinung, andere verschwinden mit der Zeit.


Während bestimmte Auffälligkeiten, wie z. B. die körperliche Ablehnung und das Nichtreagieren auf Personen, häufig schon von den Eltern innerhalb des ersten Lebensjahres bemerkt werden, zeigt sich meist erst in der mittleren Kindheit das volle Bild der autistischen Störung. Dies besteht aus der sozialen Zurückgezogenheit, der mangelnden Kommunikationsfähigkeit und dem Beharren auf immer gleichförmig ablaufendem Verhalten.


Die vollkommene Ablehnung von Kontakt kann sich jedoch im Entwicklungsverlauf verändern. Manchen Kindern ist es möglich, den Widerstand gegenüber anderen zu durchbrechen und die Annäherung von Menschen zu akzeptieren, auch wenn sie von sich aus keinen Kontakt aufnehmen. Schließlich gelingt es einigen dieser Kinder, auch aktiv zu werden und spontan Kontakt aufzunehmen. Die Kommunikation ist aber durch sich immer wiederholende Äußerungen oder Befragungen gekennzeichnet. Zudem haben die Kinder mehr Interesse an der Routine dieses "Spiels“ als am gegenseitigen Austausch.


Während der mittleren Kindheit bestehen die größten Schwierigkeiten autistischer Kinder in Verhaltensstörungen wie Aggression, Selbstverletzungen und Hyperaktivität.


Im Jugendalter kann sich die Symptomatik verschlechtern, was man bisher auf die Pubertät selbst zurückgeführt hat. Intelligente autistische Kinder können sich in dieser Phase ihrer "Andersartigkeit” bewusst werden und leiden mitunter an den Schwierigkeiten, Kontakte aufzubauen. Bei geistig behinderten Kindern treten mitunter epileptische Anfälle auf. Normalerweise nimmt das Risiko für ein Anfallsleiden aber mit zunehmendem Alter wieder ab. Die Hyperaktivität, die häufig in früheren Entwicklungsphasen bestanden hat, geht zurück und kehrt sich ins Gegenteil um. Es kann außerdem zu einer starken Gewichtszunahme kommen.


Für die Prognose im Erwachsenenalter hat sich gezeigt, dass ein bis zwei Prozent der Betroffenen im Erwachsenalter ein relativ normales Leben führen. 5 bis 20 Prozent üben einen Beruf aus und gehen Freizeitinteressen nach. Sie entwickeln aber keine engen persönlichen Beziehungen. 15 bis 20 Prozent zeigen deutliche Verhaltensauffälligkeiten und benötigen pflegerische Betreuung. 60 bis 70 Prozent der Betroffenen leben ständig in Institutionen und sind sehr pflegebedürftig - dies ist insbesondere bei autistischen Patienten der Fall, deren geistige Fähigkeiten eingeschränkt sind.

 
In bestimmten Bereichen können autistische Menschen jedoch hervorragende Leistungen erbringen. Einige entwickeln aufgrund ihrer intensiven Beschäftigung mit speziellen Dingen ein beträchtliches Wissen oder beherrschen besondere Fähigkeiten. Dies gilt insbesondere für diejenigen, bei denen die Symptome erst recht spät (ab dem zweiten Lebensjahr) aufgetreten sind. Sie sind meist durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent und oft in der Sprachentwicklung zwar verzögert, sprachlich aber ansonsten unbeeinträchtigt.


Generell haben Personen mit höherem Intelligenzniveau und Kinder, die vor dem fünften Lebensjahr die Sprache erlernt haben, eine gute Prognose. Der Verlauf kann zudem durch eine frühzeitige Förderung des Kindes positiv beeinflusst werden.






Das Asperger-Syndrom ist eine Kontakt- und Kommunikationsstörung, die als abgeschwächte Form des Autismus angesehen wird.

Typische Verhaltensweisen

Asperger ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Betroffene sehen normal aus, zeigen jedoch sonderbare Verhaltensweisen. Typisch sind Beeinträchtigungen des Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, starres Festhalten an Gewohnheiten, motorische Auffälligkeiten sowie ausgeprägte Spezialinteressen. Aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten stoßen betroffene Kinder auf Schwierigkeiten im Umgang mit Gleichaltrigen, Erwachsenen und den eigenen Eltern.

Asperger in der Kindheit

Im Vorschulalter beschäftigen sich Kinder mit Asperger-Syndrom am liebsten alleine. Ihr Spiel beinhaltet häufige Wiederholungen. Rollenspiele finden nicht statt. Diese Kinder bekommen leicht Wutanfälle, wenn von alltäglichen Routinen abgewichen wird. Sie wirken auffallend ungeschickt. Mitunter ist ihre Sprache geprägt von umständlichen Formulierungen.

In der Schule fällt es Kindern mit Asperger-Syndrom schwer, sich an Regeln zu halten. In Teilbereichen (z.B. in der Mathematik) beeindrucken sie mit Detailwissen; in anderen Bereichen fehlen ihnen die Grundlagen. Ihre Ungeschicklichkeit führt im Sportunterricht zu Schwierigkeiten. Das Kind hat wenige oder keine Kontakte zu Gleichaltrigen. Freundschaften entstehen meist nicht, weil das Kind sehr ich-bezogen handelt und seiner Umgebung mit seinem Spezialinteresse und ständigen Wiederholungen sehr auf die Nerven gehen kann. Das mangelnde Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen und die kommunikativen Defizite führen zu Schwierigkeiten im sozialen Bereich. Häufig äußert das Kind verletzende Bemerkungen, ohne Böses zu wollen.


Schwierigkeiten und Stärken

Menschen mit dem Asperger-Syndrom zeigen Verhaltensweisen, die sich für sie selbst und Mitmenschen nachteilig auswirken können. Daneben verfügen Sie über besondere Stärken, die diese Schwierigkeiten in den Hintergrund treten lassen können:Schwierigkeiten:erfassen Situationen nicht als Ganzes, orientieren sich an unbedeutsamen Merkmalen können Gelerntes nicht auf ähnliche Situationen übertragen, „kleben“ an Beispielen können ihre Aufmerksamkeit nur schwer auf Neues ausrichten sind vergesslich und leicht ablenkbar reagieren verzögert oder nicht auf komplexe Aufforderungen legen Sprache wortwörtlich aus können die Wirkung ihres Verhaltens auf andere schwer einschätzen können sich nicht in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen reagieren zum Teil sensorisch über- oder unterempfindlich (Geräusche, Berührungen, Licht, Temperaturen) haben Schwierigkeiten mit der zeitlichen Organisation, d.h. sie wissen nicht, was wann zu tun ist haben Schwierigkeiten mit der räumlichen Organisation, d.h. sie wissen nicht, wo was hingehört Stärken:Aufrichtigkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit ausgeprägter Gerechtigkeitssinn gutes Gedächtnis, was das Spezialinteresse betrifft große Leistungsbereitschaft fotografisches Gedächtnis motiviert, dankbar und anhänglich bei Anerkennung und Lob

Förderung und Therapie

Durch gezielte Förderung können die mit dem Asperger-Syndrom verbundenen Schwierigkeiten gemindert und die Lebensqualität verbessert werden. Dazu zählen:Annahme des Kindes wie es ist, Beratung des Betroffenen, der Eltern und Lehrer, Schaffung von klaren und bleibenden Strukturen, Einübung von Routinen, behutsame Förderung von Sozialkontakten, Schaffung von Rückzugsmöglichkeiten, Vermeidung von Redewendungen, die missverstanden werden könnten, Anerkennung des Spezialinteresses und Lob.