Eine passende Schule für Matti zu finden, erweist sich als schwierig. Wir haben begonnen, in verschiedene Richtungen zu suchen und uns zu informieren:
integrative Schule - sind die Klassen nicht zu groß ?
Integrationshelfer - wie funktioniert das (Stundenzahl und Person) ?
Schule für geistig Behinderte - ist Tom da evtl. unterfordert ?
spezielle Schulen für Autisten - bisher kennen wir nur eine in Köln (mit Internat - kommt für uns nicht in Frage).
Nach den Sommerferien werden wir uns die Zeit nehmen, die verschiedenen Schulen zu besuchen und hoffentlich das Passende finden.
Während des Elternberatungsgespräches im September 2008 im KiGa haben wir unseren Wunsch geäußert, Matti von der Schule zurückstellen zu lassen. Alle Anwesenden und auch
unser KiA stimmten diesem Vorhaben ohne Einwand zu und werden uns unterstützen.
Eine Rückstellung ist heute nicht mehr ganz einfach. Unsere Anträge sind z.Z.t noch in Bearbeitung.
Termin für die amtsärztliche Untersuchung in Kleve: 06.02.09
Eine Rückstellung ist anscheinend in NRW unmöglich: die Amtsärtzin teile uns mit, dass sie keinen Grund für eine Rückstellung bei Matti sieht: 'er muss jetzt
eine Förderschule besuchen und nächstes Jahr wäre es auch noch die Förderschule. Er ist sozial und emotional schwer gestört und sollte dieses Jahr eine solche Förderschule besuchen, um eine gute
Förderung zu bekommen'.
Da wir alle, die mit Matti 'arbeiten', dass anders sehen, werden wir um eine Rückstellung 'kämpfen' (natürlich soll Matti eine Förderschule besuchen, aber es gibt im Moment
keine passende Schule für ihn - eine weitere Förderung im KiGa kann für nächstes Jahr ganz viel bewegen). Das wird sicher nicht ganz einfach werden, gerade weil die Aussagen der Amtsärztin uns
sehr 'geschockt' haben und uns diese Situation sehr viel Kraft raubt: immer waren wir auf uns gestellt, mussten an viele Türen klopfen, damit etwas passiert und nun will man uns die Entscheidung
abnehmen. Warum kann nicht unseren Wünschen entsprochen werden - wissen wir denn plötzlich nicht mehr, was für Matti das Beste ist ?
Um die Rückstellung für Matti durchsetzen zu können, haben wir uns vielfältige Hilfe geholt. Nun unterstützen uns einige Menschen auf unterschiedlichster Weise (z.B. sonderpädagogische
Beurteilung eines Sonderpädagogen).
Wir erhalten die telefonsiche Zusage über die Rückstellung !!! Danke an alle, die uns unterstützt haben !!! (20. März 2009)
April 2009
Auch wenn die Rückstellung gerade erst genehmigt wurde, müssen wir uns weiter Gedanken machen, wie es mit der zukünftigen Beschulung aussieht.
Im Elternberatungsgespräch wird angeraten einen Integrationshelfer für die Schule zu beantragen. Als Schulmöglichkeit wurde nun eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache
(Primarstufe) genannt !!!
Ein Integrationshelfer ist eine Person, die während eines Teils oder auch der gesamten Schulzeit (einschließlich des Schulwegs) beim Schüler ist, um Defizite zu kompensieren und Hilfestellung
zu leisten. Meistens ist dies ein Zivildienstleistender oder eine junge Frau, die ein freiwilliges soziales Jahr ableistet. Im Einzelfall können es aber auch Kinderpflegerinnen, Erzieherinnen,
Hausfrauen oder Hausmänner sein.
Der Integrationshelfer soll pflegerische Unterstützung und einfachere Hilfestellungen in der Schule leisten. Die Hilfestellungen umfassen konkret folgende Einsatzfelder: Aufgabenbereiche und
Bedarfvolumen sollten mit der Schule anhand der individuellen Situation erarbeitet werden:
• Pflegesituation (z. B. Toilettengang).
• Lebenspraktische Aufgaben (z.B. Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, An- und Umziehen).
• Hilfe im Unterricht
• Betreuung und Unterstützung im schulischen Freizeitbereich
• Bedarfsvolumen: errechnet sich nach dem Zeitaufwand in der Schule, Schulweg.
Für die Beantragung eines Integrationshelfers wurde ein aktuelles Gutachten verlangt (August 2009). Beim Termin im UKM (Dezember 2009) wurde uns
mitgeteilt, dass dafür auch ein neuer IQ-Test gemacht werden müsse. Diesen wollten wir in eine nahegelegenen Einichtung machen lassen. Ein entspechendes Scheiben bekamen wir mit. Beim Termin
(Januar 2010) hatten wir wieder erst ein Vorgespäch. Dabei kam aber zu Sprache, dass ein erneuter IQ-Test wahrscheinlich kein anderes Ergebnis bringen würde, da einfach eine
vollständige Testung bei autistischen Kindern, wie Tom, nicht möglich ist. Es würde dazu dann eine Beurteilung erstellt werden, die aussagt, dass nach Beobachtung keine geistige Behinderung
vorliegen würde. Anschließend bekamen wir für die Durchführung der Testung drei neue Termine mitgeteilt. Allerdings habe ich mich mit der neuen Information ans Jugendamt (Antrag
Integrationshelfer) gewandt und nach langer Erklärung, bekam ich die Zusage, dass eine IQ-Testung (die ja keine Aussage bringen würde) nicht stattfinden bräuchte. Es würde die Beurteilung
des Psychologen reichen.
Nun benötigt das Jugendamt allerdings noch eine Beurteilung, ob Matti in die Gesellschaft integriert werden kann oder nicht. Dazu müssen wir mit einer Psychologin einen Fragebogen
ausfüllen.
Das AS-OF Verfahren (Verfahren zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs) läuft nun seit Anfang des Jahres. Und leider zieht sich der Ablauf... Was ist das AS-OF Verfahren ?
:http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:39sYD0zeRRAJ:www.studienseminare-sonderpaedagogik.nrw.de/ju/INFOS-SCHULAMT-AACHEN.doc+studienseminare+sonderp%C3%A4dagogik+aosf&cd=3&hl=de&ct=clnk&gl=de
Für die Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs haben wir als Eltern den Antrag über die wohnortnahe Grundschule beantragt. Das Schulamt beauftragte dann eine Lehrerin der
Grundschule und eine Sonderschullehrerin mit der Erstellung eines Gutachtens, das dem Schulamt später als Entscheidungsgrundlage dient. Beide Lehrerinnen waren sehr bemüht und auch wenn man bei
Tom mehrere Termine benötigte, hatten sie Geduld und Verständnis.
Das Gutachten wird erstellt (Mai 2010) und stellt fest, dass Matti mit Integrationshelfer (volle Zeit) die Förderschule - Abteilung Sprache besuchen
soll.
Nach mehreren Telefonaten erhalten wir im Juni 2010 (!!!!!!!!!!) die telefonische Zusage, dass Matti zur Förderschule mit Schwerpunkt Sprache gehen soll.
Im Juli 2010 erhalten wir den schriftlichen Bescheid vom Schulamt und melden Matti an der Förderschule an. Am Probeunterricht nimmt er mit seinem Integationshelfer
mit Erfolg teil (obwohl er goße Angst vor der Schulglocke hat !).
Einen Integrationshelfer haben wir selbst gefunden: es ist der Zivildienstleistende, der Matti einmal wöchentlich nachmittags ein bis zwei Stunden betreut hat. Er hat ein halbes Jahr
'Leerlauf' und übernimmt die Aufgabe, die sicher nicht ganz einfach wird. Die Anstellung läuft über das Jugendamt. Die Zusage haben wir auch im Juli 2010 bekommen. Unterschrieben wurde der
Vertrag in der letzten Augustwoche !!!
Somit ist alles startklar für den Schuleinstieg !!!
Matti ist am Vorabend der Einschulung nervös und unsicher !
EINSCHULUNG Juli 2010
November 2010:
Matti besucht nun schon seit zwei Monaten die Schule und wir können es einfach nicht glauben ! Es ist, als würden wir ein kleines Wunder erleben:
Es funktioniert ! Er kann sich gut an die Regeln halten und schafft es meist sogar, die ganze Zeit des Unterrichts im Raum zu bleiben. Seine Lehrerin hat ihm Kopfhörer gegeben, die er aufziehen
kann, bevor die Schulglocke läutet. Er nutzt die Kopfhörer allerdings auch, um 'Ruhe' zu haben, wenn die anderen Kinder sehr laut sind. Auch die Hausaufgaben erledigt er einwandfrei und meist
innerhalb weniger Minuten (obwohl er dabei immer weider sagt: "nicht jetzt...nicht so viel...nicht noch ein Arbeitsblatt...").
Matti stellt, was die Schulsachen betrifft neue Regeln auf: der orangefarbene Stift darf nicht benutzt werden. In den ersten sechs Wochen musste er immer irgendwo auf dem Arbeitsblatt
ein Kreuz gemalt werden. Nun muss er (versucht er) grüne Haken und rote Kreuze zu machen.
Matti hat sich das Englisch-Heft seiner Schwester vorgenommen. Auch dort hat er Kreuze rein gezeichnet, aber auch in großen Buchstaben 'ANABÄL'.
Wir sind allen unglaublich dankbar, die geholfen haben, dass Matti diese Chance bekommen konnte !!!
Dezember 2010: Besteht die Hausaufgabe darin, einen einzelnen Buchstaben oder eine einzelne Zahl mehrfach ins Heft zu schreiben, dann fällt das Matti sehr schwer. Aufgaben, die viele
Buchstaben oder Zahlen schreiben beinhalten, sind eine große Herausforderung. Er kann nicht abschätzen, dass es nicht so viel Arbeit ist. Er wird wütend und zerknittert sein Blatt oder
versucht es zu zerreißen.
Aufgaben, die gelöst werden müssen, machen ihm eher Spaß. Er lässt sich sehr schnell ablenken. Ist er erkältet oder verschnupft, fällt ihm die Konzentration noch schwerer.
Mit seinen Klassenkameraden hat er sich nicht angefreundet. Er kennt alle beim Namen, was auch schon alles ist !
Wir haben uns selber auf die Suche nach einem neuen Integrationshelfer/in gemacht. Ebenfalls haben wir eine Ersatzkraft im Krankheitsfall des I-Helfers gesucht. Im April haben wir tatsächlich
(!!!) einen jungen Mann und eine Abiturientin gefunden. Die junge Frau wird ab dem Schuljahr 2011/2012 Tom zur Seite stehen ! Matti durfte natürlich mit entscheiden. Er antwortete nur
auf die Frage, wie er sie denn finden würde, mit "gut". Aber da ist er verlässlich, denn wenn er sie nicht gut finden würde, hätte er gesagt "blöd".
Der junge Mann hatte nach nur einem Kennenlerntag und eine Hospitation in der Schule seinen ersten Einsatz. Matti hat ihn direkt angenommen, als wäre es selbstverständlich, dass an dem
Tag jemand anderes mitgeht. Diese Erfahrung war für uns Eltern sehr wichtig, sodass wir uns nun keine Sorge machen brauchen, wenn der I-Helfer-Wechsel ansteht...allerdings war ein Wechsel im KiGa
auch nie ein Problem gewesen...
Die erste Klassenfahrt steht an: drei Tage - das erste Mal von zu Hause weg !!!
Er hat die Klassenfahrt sensationell gemeistert ! Wir gehen davon aus, dass er es wie immer mit uns bei den Urlauben hinnimmt: Was 'die ' machen ist in Ordnung und ich mache es mit ! So
selbstverständlich hat er die Klassenfahrt mitgemacht. Sein I-Helfer musste allerdings abends Geduld beweisen. Letztendlich hat Matti aber im Gruppenzimmer mit seinen Klassenkameraden
geschlafen. Nur früh am morgen hat er das Zimmer gewechselt. Er hat einiges an Selbständigkeit erlernen können. Er steht nun alleine in der Dusche und duscht sich fast alleine !
Am Tag der Heimkehr konnte er mit seinen Gefühlen überhaupt nicht umgehen. Kinder wünschen sich meist, dass die tolle Zeit der Klassenfahrt nicht vorrüber geht und sind traurig, dass es schon
vorbei ist. Matti hatte anscheinend ein ähnliches Gefühl und konnte damit nicht umgehen. Er war den ganzen Tag traurig und wütend. Er wollte nicht mehr zu Hause wohnen...
Glücklicherweise war das am nächsten Morgen vergessen.
Sommer 2011: Matti besucht nach der Eingangsklasse nun die 1. Klasse.
Der Integrationshelfer hat gewechselt. Wir haben eine junge Frau (s.o.) gefunden, die sehr gut zu uns passt und ihre Aufgabe sehr gut und einfühlsam macht.
Es klappt sehr gut in der Schule. Für die ungeliebten Veränderungen nutzen wir seine Vorlieben bzw. seine Abneigungen. Bisher funktioniert das ganz behutsam und erfolgreich.
Die Aufgaben sind für ihn teilweise immer noch von der Menge her schwer einzuschätzen. Das macht ihn zumindest bei den Hausaufgaben wütend. Er lässt sich immer noch leicht ablenken - besonders
von Geräuschen.
Sommer 2012: Matti besucht die 2. Klasse.
Die Struktur der Klasse hat sich verändert. Es ist nun eine gemsichte Klasse 1 und 2 mit insgesamt 12 Kindern.
Und wieder hat Matti einen neuen Integrationshelfern. Das liegt daran, dass wir immer Personen suchen, die nach dem Abitur ein Jahr Zeit haben, bevor das Studium
beginnt. Matti mag den neuen I-Helfer auch wieder gern.
Matti geht sehr gern zu Schule und kommt dort gut zurecht !
Anfang 2013 beschließen wir im Hilfeplangespräch, dass sich der I-Helfer zurück zieht. Er nimmt einen anderen Platz im Klassenraum ein. Nicht mehr neben Matti sitzend. Nicht mehr
ständig greifbar sein für Matti . Auch diese neue Regelung funktioniert gut.
Im Frühjahr geht die Schule auf große Reise. Zum Abschluß der Schule (schließt 2014) fahren alle für fünf Tage auf die Insel Ameland. Der Integrationshelfer begleitet in Vollzeit
Matti . Die Teilnahme an der Fahrt ist nur durch den Einsatz des I-Helfers möglich. Es hat alles super geklappt und Matti nur selten Heimweh gehabt. Es war für uns
'Daheimgebliebenen' ein soltsames Gefühl, so lange ohne Matti zu sein, aber es war auch ein wenig erholsam.
>2013<..
Sommer 2013: Matti besucht das 3. Schuljahr. 10 Kinder sind in seiner Klasse.
Ihm zur Seite steht auch in diesem Jahr ein I-Helfer. Es ist wieder ein junger Mann, der nach dem Abitur diese Aufgabe übernehmen wollte.
Leider gibt es in diesem Jahr das erste Mal ernsthafte Probleme mit dem Jugendamt. Sie haben dem Integrationshelfer kurzfristig gekündigt (für Ende Januar). Auch wenn wir im Vorfeld in einem
Gespräch grob über den Vorgang unterrichtet wurden, war diese Kündigung ein Schock für uns. Es gab leider auch keine Informationen vom Jugendamt wie es weiter gehen sollte. Wir wurden nicht
benachrichtigt. Einen Termin bekamen wir nur auf Nachfrage. Kurzfristig bekamen wir Eltern die Aufgabe, ein Konzept für das persönliche Budget aufzustellen. Mit Hilfe dieses 'Systems' könnten wir
den I-Helfer weiter beschäftigen. So war es dann Ende Januar, als dann das persönliche Budget zu einem bestimmten, zufriedenstellenden Betrag genehmigt wurde. → Jeder, der ein Kind mit Autismus
hat oder mit einem solchen arbeitet, weiß, wie ungünstig es für das Kind wäre, wenn plötzlich eine starke Veränderung eintreten würde. Ich bin mir auch sicher, dass unser Sohn in den
letzten Wochen die Aufregung und Angst bei uns gespürt hat.
Da die Förderschule Ende des Schuljahres geschlossen wird, müssen wir uns nach einer Schule umsehen, die Matti im 4. Schuljahr besuchen kann. Nun steht die
Frage an: Inklusion ja oder nein ?
Februar 2013: die nächste Schule wird wahrscheinlich eine Sprachheilschule in 20 km Entfernung.
Erfolgreich schließt Matti das 3. Schuljahr ab.
Die Förderschule wird geschlossen !!!
Matti besucht die 4. Klasse
Matti besucht nun für ein Jahr die Sprachheilschule mit neuen Kindern, neuen Lehrern und neuen Schulbegleiter, der nur für ein halbes Jahr zur Verfügung steht. Das erste Mal hat das
Jugendamt sich um diese Aufgabe gekümmert.
Nach einem halben guten Jahr an der neuen Schule, bekommt Matti wieder eine Integrationshelferin/Schulbegleitung. Obwohl er den Anforderungen an der Schule gewachsen ist, fällt es ihm teilweise sehr schwer. Die Lehrerin beurteilt ihn als sehr schwachen Schüler, teilweise fallen die Noten auf dem Zeugnis um zwei Noten. Da die Lehrerin sehr oft mit den Kindern schimpfen musste - ein Geräusch, welches Matti sehr schmerzt in den Ohren - mochte er diese Lehrerin nicht. Das hat er auch offen kundgetan. Wir vermuten, dass dort der Grund für die schlechte Bewertung liegen könnte.
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